Stillen – ein emotionales Thema. Ich konnte mir, vor unserem Baby, nicht vorstellen, was daran so emotional sein soll. Entweder man hat Milch, oder eben nicht. Aber wenn man dann Mami ist und sein kleines Bündel Glück in den Armen hält, will man einfach nur das Beste für ihn bzw. sie. Und das Beste ist nun mal, erwiesener Maßen, Muttermilch.
Habe ich überhaupt Milch produziert?
Ich weiß noch wie ich mich, gegen Ende der Schwangerschaft, nach dem Duschen im Spiegel betrachtet habe und daran gezweifelt habe, dass da überhaupt irgendwas raus kommen wird. Schließlich sind meine Brüste nicht so extrem gewachsen, wie immer alle erzählen.
Nach der Geburt, waren wir vier Stunden alleine mit unserem Quietischi im Kreißsaal – Stichwort Bonding. Während dieser Zeit wurde, mit Unterstützung unserer Hebamme, immer wieder das Anlegen probiert. Man hat von Anfang an gesehen, dass er sich große Mühe gibt. Ich muss gestehen, dass ich angesichts der Geburt und den neuen Aufgaben ein wenig überfordert war. Mir war schon klar, dass direkt nach der Geburt nur ein paar Tropfen kommen würden und das Baby zu Beginn auch nicht mehr braucht. Dennoch hätte ich ihn zu gerne einfach angelegt, nur um ihn fleißig saugen zu sehen. Doch dem war nicht so. Einschätzung meiner Hebamme: meine Brustwarzen sind ein bisschen zu klein und vor allem zu glatt, als dass er sie leicht drin behalten könnte. Kurz gesagt: sie sind ihm einfach immer wieder aus dem Mund geflutscht.
Am nächsten Tag durfte ich nach Hause und hätte nicht glücklicher darüber sein können. Anweisung der Hebamme: alle zwei Stunden anlegen und das Stillen üben. Leichter gesagt als getan. Es war immer wieder das gleiche Spiel: Ich habe ihn angelegt, teilweise sogar mit Unterstützung von Mike. Ihm ist der Busen aus dem Mund geflutscht, was natürlich dazu führte, dass er zunehmend frustrierter wurde und den Busen angemeckert hat. Da stößt man als frisch gebackene Mama zum ersten Mal an seine Grenzen.
Das Warten auf den Milcheinschuss
Wir haben es wirklich versucht und er war trotzdem immer hungrig. Nach Rücksprache mit der Hebamme haben wir ihn an Tag 2 Abends ein kleines Fläschchen mit Pre-Nahrung gemacht, das er gierig verschlungen hat. Wir haben ihm das Fläschchen nach 2-3 Schlucken jedes Mal wieder aus dem Mund genommen, damit er nicht zu hastig trinkt, dennoch er hat am Ende immer ein bisschen was ausgespuckt. Aber lieber ein vollgespucktes Baby, als ein hungriges Baby! Sehnsüchtig habe ich auf meinen Milcheinschuss gewartet. Zur Unterstützung habe ich begonnen Stilltee zu trinken und immer wieder gegoogelt. Bis ich gelesen habe, dass der Milcheinschuss erst stattfindet, wenn das Kolostrum (Erstmilch) aufgebraucht ist und ich auf die Idee gekommen bin, meinen Brüsten mit der MAM Milchpumpe zu Leibe zu rücken. Die abgepumpte Vormilch war nicht viel, aber es war genug um ihn satt zu machen. So hatte auch Mike die Möglichkeit ihn zu füttern und mit Fläschchen tat er sich gleich viel leichter. Kein Wunder, da flutscht halt nix davon!
Unsere Rettung: Stillhütchen
Abends an Tag 3 kam die Hebamme wieder zur Kontrolle vorbei und fragte ob er nun vom Busen trinkt, oder wir immer noch Fläschchen geben. Leicht beschämt gestand ich, dass wir abpumpen und es so für alle stressfreier ist. Sie bestand darauf das Stillen nochmals mit Stillhütchen zu probieren. Meine Begeisterung über den Vorschlag hielt sich in Grenzen. Doch siehe da: Mit dem MAM Stillhütchen in Größe 1 hat es auf einmal geklappt. Seit dem habe ich unseren Buben mit Stillhütchen gestillt. Auch in den Nächten alle zwei Stunden. Was ganz schön auf die Substanz geht, wenn man ein Baby hat das kein passionierter Trinker, sondern eher ein Genießer ist. Das Problem dabei? Er zieht zwei Mal und dann nuckelt er fröhlich vor sich hin. Das kann dann auch schon mal eine volle Stunde so gehen, mit dem Ergebnis, dass er am Ende immer noch hungrig ist.
Die Umstellung
Nach ein paar Wochen habe ich unter Tränen zu Mike gesagt, dass ich die Nächte mit dem Stillen so nicht mehr durchhalte. Alle zwei Stunden aufstehen, den Zwerg für eine Stunde stillen, hoffen, dass er satt ist und dann wieder versuchen einzuschlafen, bis sich alles wiederholt. Sogar die Kinderärztin hat mit trotz FFP2 Maske angesehen, dass ich echt am Ende bin und meinte mit strengem Blick
Sie wissen schon, dass Zufüttern keine Schande ist….? Sie müssen auch auf sich schauen.
Nach diesen Worten habe ich beschlossen ihm Nachts Fläschchen zu geben. Weil es leichter und schneller geht. Das hat recht gut funktioniert. In weiterer Folge habe ich bis zum Ende seines zweiten Lebensmonats zwei Mal täglich ca. 180ml abgepumpt. Die restliche Zeit hat er Pre Nahrung bekommen, da meine Milchproduktion nicht mit seinem Appetit mithalten konnte – ganz der Papa eben.
3,5 Monate später: unsere Stillgeschichte ist Geschichte
Mittlerweile haben wir Mitte/Ende April und der Bub ist seit Anfang des dritten Lebensmonats abgestillt. Er bekommt 100% Aptamil Pre Nahrung, was zum Glück kein Problem war. Egal ob wir Kümmeltee, Fencheltee oder Bäuchlein Wohl Tee mit seiner Pre Nahrung gemischt haben, alles hat er getrunken. Warum ist er bereits abgestillt wollt ihr wissen? Ich will ganz ehrlich sein: der psychische Druck war einfach enorm. Mike war arbeiten und ich musste früh Morgens und Abends eine halbe Stunde in Ruhe finden, um ungestört abpumpen zu können. Es war immer ein Stress und dieser Stress hat teilweise in Ungeduld für den Buben resultiert.
Bitte schlaf endlich, ich muss abpumpen….
Und wenn er endlich geschlafen hat, habe ich mich todmüde hingesetzt und die Sekunden und Minuten gezählt bis das Abpumpen endlich vorbei war und ich auch schlafen gehen konnte. Denn jede Minute die er geschlafen hat, habe ich weniger Schlaf bekommen, da er sich ja alle 1-2 Stunden gemeldet hat. Ja, es ist mir schwer gefallen mir mein „Scheitern“ einzugestehen. Ich hatte das Gefühl versagt zu haben, da ja alle anderen auch stillen. Aber die Worte von Mike’s und meiner Mama haben mir Kraft gegeben. Denn sie haben mich beide wissen lassen, dass sowohl Mike, als auch ich Fläschchen Kinder sind und aus uns ist auch was geworden.Ich bin sehr dankbar diesen Rückhalt, auch von Mike, bekommen zu haben, denn ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist.
Nach einigen Wochen Abstand kann ich sagen, dass ich froh bin wie alles läuft. Es ist unser Weg und jede Mama muss für sich und ihr Baby ihren eigenen finden. Also bitte, nehmt Rücksicht aufeinander, dass das Wichtigste ist schlussendlich, dass es dem Baby und auch der Mama gut geht.